Chronik von Gerhard Thome

Hallo, liebe Lehrlinge vom 01.04.1961!

Am 01. April dieses Jahres werden 50 Jahre vergangen sein, nachdem wir die Lehre zum Fernmeldehandwerker bei der „Post“ Fernmeldeamt 2 Koblenz, Blücherstraße 6-8, angetreten haben.
Eine sehr lange Zeit mit vielen tollen, aber auch mit ein paar weniger erfreulichen Erlebnissen liegt hinter uns. Ich erinnere mich noch ganz gut an unsere Lehre und möchte daher an dieser Stelle – nach nunmehr fast 50 Jahren – ein paar Dinge kundtun, die ich mir gemerkt habe; ein paar Gedächtnislücken wurden dabei von guten Kollegen geschlossen!

Zwei ehemalige Mitschüler aus meiner Heimatgemeinde Girod (Westerwald) wurden von ihrem Verwandten – Bernhard Steinebach, der in der VSTW Montabaur beschäftigt war – zur Aufnahmeprüfung in Koblenz angemeldet. Als ich davon hörte, meldete ich mich auch gleich an und fuhr gemeinsam mit den beiden zur Prüfung nach Koblenz. Zwar rechnete ich mir auf-grund ihrer Verwandtschaftsverhältnisse nur geringe Chancen aus, doch wurde ich letztlich als einziger von uns dreien genommen – und bin somit doch nicht der Elektriker beim Pulte in Montabaur oder sonst irgendwo irgendwas geworden!

Leo Kasper hat mir beim Drahtbiegen und bei der Demontage des Mehrfachumschalters vä-terlich über den Kopf gestreichelt und mich gelobt (ich hatte die Einzelteile fein säuberlich am Tisch liegen, was offensichtlich Eindruck hinterlassen hat) – das hat sehr gut getan! Später im Unterricht im Haus und in der Berufsschule stand Leo Kasper aus Boppard in Kon-kurrenz mit Herrn Ochs: Wer hat die besten Schüler? Leo war oft Sieger. Mehrmals habe ich ihm gesagt, dass bei der Aussprache meines Nachnamens die Betonung auf dem „e“ liegt, das hat er aber nicht geschnallt. Ein eigenartiges Husten/Räuspern war oft zu hören bei ihm, trotz allem, er war einer der Besten! – Herzlichen Dank, lieber Leo!

Dienststellenleiter Herr Ochs, militärisch geprägt und ganz in Napoleonmanier, erlebte mich bei der mündlichen Prüfung als ängstlichen Jüngling, der, wiederholt tief nach Luft schnap-pend, einen zuvor laut vorgelesenen Buchabsatz mit eigenen Worten zitierte – trotz allem, ich habe überlebt!

Am 01.04.1961 begann ich mit dem achtwöchigen Ausbildungsabschnitt „Freileitung“. Die Unterkunft des Bautrupps war auf der Ecke im Hof zur BWKW. Ludwig Görres verpasste uns die blauen Arbeitsanzüge. Groß genug waren sie ohnehin, ein beliebter Spruch war stets: „Man wächst ja noch hinein“.

Der Umgangston war schroff und bestimmend – wir waren ja noch Lehrlinge!
Die ersten Tage haben mir gar nicht gefallen, ich hätte am liebsten losgeheult, aber das war ja nicht männlich, sicherlich auch nicht dienlich – ich weiß nicht warum, wofür und weshalb!? Auf alle Fragen der Eltern und Bekannten, wie es mir in Koblenz gefallen würde, habe ich immer ganz kurz mit einem knappen „Gut!“ geantwortet. Niemand hat gemerkt oder wollte es auch nicht merken, dass ich die Unwahrheit sagte.

In jeder Woche fertigten wir einen Wochenbericht an. Er beinhaltete neben einem Unfall-verhütungsspruch (z.B. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt) stets einen Aufsatz über ein Thema der anstehenden Arbeit in der Praxis (z.B. Beschaffenheit und Verwendung von Leitungsmasten; wann gilt ein Mast als gerade gewachsen? – weißt du’s noch?) und in der Regel einen schriftlichen Test. Am dritten Tag der Ausbildung brachte mich mein Vater mit dem Motorrad zur Lehrwerk-statt, da in den Tagen zuvor bei der morgendlichen Busfahrt von Girod nach Montabaur (da-mals wurde im Bus noch geraucht!) und dann weiter nach Koblenz, ein Brechbeutel nicht ausgereicht hatte.

Noten gab es auch, jede Woche vier an der Zahl: Führung, Fleiß, Praxis und Theorie, dar-gestellt in vier Fieberkurven, öffentlich für jeden ersichtlich ausgestellt! Ich hatte in der ersten Woche in Führung und Fleiß jeweils eine Zwei, in Praxis und Theorie jeweils eine Vier! Wa-rum die zwei Vierer? „Als Neuling hat man von der Materie noch keine Ahnung“ war die Antwort! Jahre später wurde der „Subjektive Leistungszuwachs beurteilt“, womit auch in der ersten Woche eine Eins oder eine Zwei möglich wurden!

Günther Hardt brachte mir im Übungsgelände der Freileitung die Unfallverhütung mit dem folgenden Satz bei: „Schneid derr de Sack nett aaf!“ (Ich versuchte eine dünne Strebe zu Brennholz zu zersägen und hielt das Holzstück zwischen den Beinen mit der linken Hand fest!) Ich habe ihn heute noch und kann ihn auch noch gebrauchen – du weißt schon! Wilhelm Schmitz antwortete beim Abspannen von Freileitungen auf die Frage/den Ruf: „Wie hängt die Leitung?“ „Schön“, war die Antwort, die er noch oft zu hören bekam!

Jakob Roth und Alois Merkler waren ebenfalls in der Freileitung tätig. Alois war ein sehr einfacher, aber guter Mensch, der keinem etwas zu Leide getan hat. Sogar Orgel spielen konn-te er in Ochtendung in der Kirche, was man wirklich nicht hinter ihm vermuten konnte. Bei späteren Treffen der BBi-Ausbilder hat er oft von „Früher“ mit Begeisterung erzählt, er kann-te Land und Leute und deren Verwandtschaftsverhältnisse. – Danke, lieber Alois!

Briefmarken aus gebündeltem Altpapier zu lösen war für uns alle eine beliebte Pausen-beschäftigung. Das Papierlager war hinter der BWKW, also im Übungsgelände hinter einer Baracke, das wir durch eine offene Halle und dann durch eine Tür erreichten. An der Tankstelle der BWKW holten wir uns beim Tankwart Limo oder Wasser. Er war immer nett, viel-leicht wegen dem Verdienst nebenbei!?

Raue Sitten herrschten auch in der Löterschule. Kabeladern verdrallen, (schleudern), Ver-bindungs- und Abzweigmuffen klopfen (dengeln?) und verlöten (ohne Bleinasen an der Un-terseite des Wulstes) und sich dabei nicht die Finger am heißen Fett verbrennen – das alles war zu Beginn nicht einfach. Josef und Jakob Bach waren immer nette, hilfsbereite Ausbil-der. – Danke! Nach der Lehre war auch ich Fachmann, sozusagen Spezialist auf diesem Ge-biet und konnte nebenbei mit meinen praktischen Kenntnissen viel Geld verdienen! Hast du einen „Hunderter Endverschluss“ komplett in 1,5 Std. geschafft?

Malburg, Karl war Werkstattleiter im „Bau“. Er war Respektperson für uns und der „König“ der Ausbilder.

Herr Huber übernahm nach Herrn Malburg die Werkstattleitung und führte das Re-giment im „Bau!“ Ordnung, Disziplin und Gehorsam waren Tugenden, die er an oberster Stelle seiner Order anbrachte. „Streckengeld“ wurde nebenan im Ausbilderraum ausgezahlt. Die Ausbilder haben immer „gut“ geschrieben, was letztlich auch ihrem Portmonee nützte!

Kurt Mahlburg konnte zuhören und sich auf seine Gesprächspartner einstellen. – Danke!

Hans Mahlburg, ein Urgestein, hatte sehr dicke Finger,die er auch zum Löten einsetzte. Er ist der einzige Ausbilder, den ich mal richtig angebrüllt habe. Wir waren in Wehr in der Eifel, ich sollte eine Muffe mit Matschbinde versehen, was ich zuvor noch nie gemacht hatte. Das dauernde Gemecker von Hans oben an der Lötgrube führte zu folgendem Aufschrei: „Wenn Du es besser machen kannst, komm doch runter und mach es selbst!“ Ich war über meinen Mut erschrocken und wartete auf die Führungsnote im nächsten Wochenbericht – sie war wie immer! – Danke, Hans!

Sprechstellenbau, Entstörungstechnik und Nebenstellenbau waren angenehme Ausbil-dungsabschnitte. Ausbilder Busch und Herr Birkenbeil war ein sehr nettes Team; hier hörte man keine militärischen Befehle und auch sonst kein Gebrüll. – Danke!

Werner Stoffel war immer menschlich, hilfsbereit und nett zu uns Lehrlingen. Toll erzählen konnte er über Gott und die Welt. Er kannte damals schon mehr als die Hälfte der „Musselaaner“ zwischen Koblenz und Burgen, seinem Heimatort. Er liebt die Mussel! (Mosel)

Hans Schmidt war ein angenehmer Zeitgenosse. Er konnte schön erzählen, liebte die Natur und die Berge und hat sogar Charaktergesichter (rübezahlähnlich) in Holzwurzeln geschnitzt. Hören war nicht seine Stärke, oft hielt er die Hand hinters Ohr um die Schallwellen besser auffangen zu können.

Alfred Kramp und Jakob Hartung wohnten wie viele andere Ausbilder an der Mussel. Alf-red war aus grobem Holz geschnitzt und nicht allzu sehr gesprächig, wogegen Jakob ein um-gänglicher, freundlicher Ausbilder war. Später wurde er in Löf in seinem eigenen Garten an der Strasse von einem Auto tot gefahren!

Günther May hatte Routine im Kabellöten und hat geholfen, wo es nötig war. Er war aus Hatzenport an der Mussel. In dieser Region war offensichtlich ein Nest von Ausbildern! Herr May, ein Hüne von Mann, war auch an der „Klagemauer“ tätig. Dübel setzen, Dosen anbringen und Installationskabel nageln war für uns Lehrlinge eine Herausforderung an der Betonwand. Manch blauer Nagel hat hier die linke Hand geziert (nur bei Rechtshändern). Bei der Ziegelsteinwand boten sich die Fugen zur Befestigung von Kabel und Dosen an; verputzte Bimswände waren dagegen einsame Spitze, hier konnte man „laufende Meter“ machen! Nach der Demontage eines Installationsauftrages wurde „Gegipst“. Kennst du noch die Reihenfol-ge beim Gipsanrühren?

Johann Hoffent war Truppführer und Theo Kessler stand ihm zur Seite. Herr Hoffent sollte Arbeitskunde unterrichten, aber viele Lehrlinge hörten ihm nicht zu; er war einfach zu gut und konnte sich nicht durchsetzen. Bist du auch einer der Rabauken, die Herrn Hoffent zum Auf-geben brachten? Theo war ein rasanter Autofahrer, immer etwas hektisch.

Josef Mutschall sei an dieser Stelle gedankt, mir liegen keinerlei Beschwerden gegen ihn vor! Danke auch an seinen Bruder Kurt. Josef war später Werkstattleiter im Bau und Kurt wurde Unfallverhütungsbeamter im FA2 Koblenz.

Rolf Rammroth war nicht bei allen beliebt, er war sehr streng und hat ein bisschen den Boss gespielt. Erwin Volk dagegen war sein Untergebener, der die unangenehmen Dinge erledigen musste. Erwin hat den LKW-Mannschaftswagen gefahren und oft an Steigungen oder Kreu-zungen abgewürgt! In der Mittagspause wurden die Essgeschirre im Mannschaftsraum des LKWs warm gemacht und an die einzelnen Kollegen in den Lötgruben verteilt. Ein Essge-schirr ist mir mal beim Austragen runter gefallen und teils auf der Strasse ausgelaufen, aber ich habe alles mit der Hand wieder reingedrückt; es ist nicht aufgefallen!

Herr Oppenhäuser war nicht immer berechenbar, etwas sprunghaft, würde ich heute sagen. Er hatte vielleicht auch nur etwas mehr Durst als andere Kollegen, was ja auch ein angebore-nes Leiden sein kann.

An der Hausecke war der Eingang zum Postamt. Hier konnten wir unsere Postgeschäfte erledigen. Selbst die „Kollegen mit den gezackten Ohren“ waren freundlich und nett, ob-wohl oft lange Warteschlangen Unruhe bei den Wartenden auslöste, Zeit hatten wir ohnehin!

An der Ecke Moselweißer-Blücherstrasse war ein kleiner Laden, der ein relativ breites Warensortiment bereithielt. Lottoscheine und vor allen Dingen Zigaretten waren die Ver-kaufsrenner! Stadteinwärts gab es noch eine Bäckerei mit guten Angeboten.

Franz Stock brachte uns als „Starker Raucher und Feinstaubinhalierer“ die Holzbearbeitung in der Schreinerei bei. Er bekam sehr schlecht Luft und hat oft sehr böse, aus tiefster Lunge, gehustet! Fachlich hat er uns viel „Brauchbares“ vermittelt. – Danke Franz!

In der Schreinerei wurde fast ausschließlich für „Gute Bekannte“ gearbeitet, desgleichen in der Schmiede, die von Herbert Mies geleitet wurde. Ein relativ großer Metallspan, abge-sprungen von einer Hammerbahn, stach eines Tages im Handrücken von Herrn Mies – ich zog ihn mit einer Pinzette heraus – jetzt beim Schreiben wird’s mir wieder fast übel! Das Ornament von Herbert Mies, das die Außenwand der Schmiede zierte, hängt heute noch bei Bernhard Reck an der Außenwand seines Hauses in Hatzenport.

Metallbearbeitung – M1 und M2!!!

Albert Dötsch – nicht nur die rechte Hand von Dienststellenleiter Gottfried Zils – war in der Metallbearbeitung der absolute Herrscher über „Seine Ausbilder“, die er in der Re-gel aus guten Bekannten der BWKW rekrutierte.

Albert sollte Jahre später ein Kollege von mir werden, geändert hatte er sich nicht! Er lebte von errungenen Lorbeeren aus früheren Zeiten, steuerte und lenkte viele Intrigen gemeinsam mit Leuten, die ihm die Stange hielten. Die Schnapsflasche stand später für Eingeweihte immer griffbereit in der linken Schreibtischseite. Die Gläser waren immer sauber gespült; die Damen aus der Kantine waren „Gut bekannt mit ihm!“

Brockmanns Leni stand an der Spitze der Damen in der Kantine. Sie hatte Haare auf der Zunge und war auch sonst nicht ohne! A. hat das gefallen, er wurde oft zwischen den Regalen im Kantinenlager gesichtet.! Alltäglich waren zwei Lehrlinge zur Abholung des Mittagessens mit einem Ausbilder unterwegs zum Bahnhof oder zur OPD. Ich habe jeden Tag gegessen, was auf den Teller kam, weil ich ja groß und stark werden wollte. Noch heute habe ich Klei-dergröße 52 und etwa das Gewicht wie vor 45 Jahren! Was hast du aus deiner Figur gemacht?

Eisen erzieht!

Heute weiß ich, dass ein wenig Wahrheit in diesem Spruch steckt. Ich weiß, wie groß ein „Zehntel Millimeter“ ist! Was ich damit meine? Ich kann einschätzen, messen und beurteilen, Dinge selbst anfertigen und reparieren, wofür „Andere“ Fachunterstützung benötigen. Im Transfer kann ich die erworbenen Fähigkeiten bei vielen handwerklichen Tätigkeiten verwenden!

Rudi Schulz war wie ein guter Vater zu mir und gab mir viele gute Tipps. „Gerd, du musst Schreibmaschinenschreiben lernen“ – war einer! Diese Zeilen sind mit zehn Fingern ge-schrieben! – Danke, lieber Rudi für Deine Tipps!

Paul Ackermann, Feinmechaniker von Beruf, war Spezialist an der Feinmechanikerdrehma-schine. Ich durfte öfters bei ihm „Sonderaufgaben“ an der Drehbank anfertigen. Die Aufträge kamen aus allen Ecken, sogar von der OPD. Paul war ein sehr ordentlicher Mensch. Kuli und Bleistift waren fein säuberlich in extra dafür von seiner Frau eingenähten Schlaufen an der Innenseite der Brusttasche seines Kittels angeordnet. Jeden Abend wurden diese Utensilien in der Aktentasche, ebenfalls in eigens dafür angebrachten Schlaufen, wieder mit nach Hause genommen. Wochenberichte und Tests gingen den gleichen Weg! Seine Kittel waren stets exakt gebügelt!

Polykarp Krämer lief ein bisschen im Schatten von Paul.Nachdem Paul ein böses Vergehen eines Mitlehrlings mit einer Seite Strafarbeit belegte, rief Polykarp über die Schulter von Paul: „Und von mir auch noch eine Seite!“ Herr Krämer war sicher nicht dergeborene Aus-bilder, er hat mir ein bisschen Leid getan.

Kollege Friesenhahn war ein grober Klotz, aber immer korrekt und strack!Er wohnte in Dahlheim, da, wo fast alle „Postler“ wohnen (außer den Musselaanern)! – Danke!

Heinz Lang, ein Fachmann an der Drehmaschine und auf dem Fußballplatz, war ein Freund der Jugend. „Gerdche“ hat er oft zu mir gesagt! – Danke, lieber Heinz!

Ein Ausbilder in der Metallbearbeitung (groß und kräftig) hat uns in die Brustwarzen gekniffen, die Koteletten verdreht und moralisch gepiesackt. Kennst du seinen Namen noch? Ein Satiriker, der später im praktischen Betrieb in der Technik wegen mangelnder Fachkenntnisse von ehemaligen Lehrlingen, die ihn kannten, hängen gelassen wurde. Werk-stoffkunde hat er vermittelt; Tests hat er nie zurückgegeben, damit man sich über eine schlechte Note nicht beschweren konnte. Er wurde damals gedeckt, rate mal von wem?

Erich Ebert, ein Grobschmied, war ein resoluter, aber herzensguter Mensch, der oft ausge-nutzt wurde. Man brauchte nur ein rohes Stück Eisen in die Hand zu nehmen und ihn um Hil-fe zu bitten. Erich riss gewissermaßen das Werkstück an sich, um ihm die grobe Form zu ge-ben. Der Messschieber (Schieblehre) war nicht seins, er befühlte die Oberfläche mit den Fin-gern und gab dann meist eine Zwei oder Drei auf das fertige Werkstück! – Danke, Erich!

Alois Schäfer, etwas dominant und laut, aber korrekt, ist mir noch in guter Erinnerung. Ich weiß, dass es auch andere Meinungen gab/gibt! – Danke, Alois!

„Stunden-, sogar tagelanges Feilen“ hätte ich mir ersparen können, weil mein Vater einen Schleifstein besaß; ich hatte Angst erwischt zu werden und habe es nicht getan!

Lenarze Hein in der Schalttechnik war damals schon nicht mehr der Jüngste. Es herrschte ein rauer Ton in seiner Werkstatt; er konnte ganz gut fluchen! Um Genauigkeiten am Relais und Drehwähler zu erfassen, benutzte er ein Monokel, das er sich gekonnt hinter Augen- und Ba-ckenfalte klemmte! Gerne hat er mit dem Schlüsselbund geworfen!

Theo Hilden und Alois Wilhelmi war ein Team – Theo spielte mehr den Chef! Sie brachten uns in der Vermittlungstechnik das Wählsystem 40 bei. Der Hebdrehwähler erforderte bei der Einstellarbeit handwerkliches Geschick; die Drahtform herzustellen war nicht weniger ein-fach! Mit Verstand zu ölen und zu fetten war damals ein Lernziel (weniger ist oft mehr). Stromlauflesen war Grundlage für schnelles und systematisches „Entstören!“ Welcher Strom fließt auf der Anschlussleitung? Ich bin sicher, du weißt es noch! – Danke, Ihr beiden!

Liselotte Lamberts – die gute Fee im Geschäftszimmer, vertraut mit Formularen, Heimun-terbringung, Krankenkasse und allem möglichen „Schriftlichen Kram“ – hat jedem gerne ge-holfen. – Danke Lilo!

Clemens Müller hat 1963 wegen dem Ausfall von Herrn Hoffent (siehe Seite drei) den Ar-beitskundeunterricht übernommen. Seine ruhige, sachliche Art und die nicht unnötig schwe-ren Tests haben mich überzeugt. Nach seiner Pensionierung habe ich seine Aufgabe über-nommen. Clemens ist heute mit 87 Jahren noch immer sehr fit und wenn ich das sagen darf, ein Freund von mir! – Danke, Clemens für viele gute Gespräche!

Herr Lips, ein Kenner der Mathematik, Physik und des Rechenschiebers hat uns in die Ge-heimnisse dieser Materien eingeführt.In einem Buch mit dem Titel: „Weniger wissen, mehr verstehen“ stand ein für mich unverständlicher Absatz, den Herr Lips mir ausführlich und präzise erklären konnte. Korrekt, gerecht und gerade heraus zu sein brachte ihm leider nicht den gewünschten Erfolg bei späteren Beförderungen! – Schade, aber so ist das Leben. Die Fliegerei war sein Hobby. Mit meinen beiden Kindern bin ich nach einem Urlaub an der Nordsee mit ihm geflogen (vom Siegerlandflughafen aus in Richtung Boden), habe sogar den Aussichtsturm der Montabaurer Höhe als Ziel angepeilt und das Flugzeug in diese Richtung gesteuert. Beim Kreisen in Seitenlage über meinem Haus (ich wollte fotografieren) ist es mir sehr, sehr schlecht geworden. Ich hatte schwer mit meiner Übelkeit zu kämpfen, war weiß wie eine Wand! Trotz allem, herzlichen Dank, Herr Lips!

Herr Reusch war der Meister der Normschrift. Die normale Handschrift habe ich so fast ver-lernt. Einige meiner Kollegen können noch heute exzellent Normschrift schreiben, nein sie schreiben nicht, sie malen regelrecht in dieser erlernten Schönschreib-Technik! Einmal hat Herr Reusch uns seine damalige Freundin/Frau im Unterricht gezeigt/vorgestellt – wir waren ganz hin und weg von ihrer Anmut und Schönheit, haben uns aber trotzdem ruhig verhalten – heute würde manch einer aus der Hose springen, sofern er noch könnte! Am Ende der Lehre hat Herr Reusch mir den Besuch der Ingenieurschule empfohlen. Mein Vater sagte ja, wenn ich die Sache selbst finanzieren würde. Ich habe mich für Musikmachen und Geld verdienen entschieden, worüber ich bis heute nicht böse bin!

Peter Zell, auch Jogi genannt, brachte uns die Geheimnisse der Elektrotechnik bei. Später war er mein Dienststellenleiter und hat mich dauernd befördert! – Danke Peter!
Bei der Arbeitspädagogischen Ausbildung in Bendorf waren Herr Zell und Herr Heil die Re-ferenten. Herr Heil diskutierte die einzelnen Themen ganz locker mit uns, während Herr Zell die Lerntexte auswendig beherrschte!

Heinz Bartels hatte immer Ideale und hat auch der „Obrigkeit“ seine Meinung gesagt. Bei einem Treffen der Ausbilder in Lahnstein hat er Felix Fries die Hand verweigert und ihn A. genannt, weil er für viele Hinterhältigkeiten und üble Nachreden bekannt war! Gut gemacht, Heinz – Danke!

Willi Berg hat den Dienstsport von Gottfried Zils übernommen. Einmal pro Woche haben wir uns sportlich betätigt im Schwimmbad oder auf Oberwert. Ich habe in dieser Zeit schwimmen gelernt. Bei den Bundesjugendspielen 1961 habe ich mit 58,5 Punkten Rang 6 erreicht. Bun-despräsident Lübke hat die Ehrenurkunde unterzeichnet! Beim 4×100 m Staffellauf in der Besetzung Kuhn, Geißbüsch, Schlaudt, Thome erreichten wir in der männlichen Jugend B den ersten Platz in 54,2 sek.! 1962 errang ich bei den Vereinsmeisterschaften (Abschlusssportfest in Mainz) im Fünfkampf der männlichen Jugend B mit 1779 Punkten den dritten Platz! Heute noch bin ich sportlich aktiv, beim letzten Münz-Sivesterlauf war ich mit dabei! Meine längste Radtour am Tag betrug 310 km! Wenn du mehr gefahren bist, lass es mich bitte wissen!

Gottfried Zils, der Leiter der Lehrwerkstatt, (Nachfolger von Ochs) hat mich 1968 als Assis-tent einem Fernmeldesekretär als Ausbilder vorgezogen mit den Worten: „Herr Thome,sie sind mir noch messerscharf von der Lehre in Erinnerung!“ Mein Mitbewerber war sogar in der DLRG und beim gemeinsamen Vorstellungsgespräch Wortführer, beides hat ihm nichts genützt! Als Ausbilder wurde auch ich noch Mitglied und Rettungsschwimmer der DLRG.

Rund dreißig Jahre war ich so an der Stelle, an der ich die ersten Tage im April 1961 am liebsten das Handtuch geworfen hätte! – Danke, Gottfried!

Dreieinhalb Jahre Lehre – die Prüfung mit „Zwei/Zwei“ bestanden.
„Einser“ gab es noch nicht, sie waren damals noch tabu!

Eine gute, hervorragende Ausbildung in Theorie und Praxis, die mein Leben in beiden Richtungen bis heute wesentlich beeinflusst hat, liegt hinter mir.
Ich bin noch in der Lage und Willens, Dinge zu reparieren, mache das gelegentlich auch für „Andere“ und bringe als Ehrenamtlicher der Gemeinde Boden den Seniorinnen und Senioren das ein oder andere Thema nahe. Als Wanderführer und zertifizierter Landschaftsführer (mit Prüfung im letzten November) kenne ich mich in Wald und Flur ganz gut aus und kann das auch vermitteln (vielleicht auch wegen meiner späteren Tätigkeit als Ausbilder und Lehrbe-amter bei BBi).

Die Alpen sind nach wie vor jedes Jahr das Highlight meiner knapp bemessenen Freizeit. 2008 war ich unter anderem auf dem Matterhorn, 2009 auf dem Montblanc und im letzten Jahr in den Dolomiten. Jede Tour war für sich ein Traum und wird es auch immer bleiben! Ich schließe mit einem positiven Resümee der Lehrzeit, verzeihe allen, die es nicht besser wussten, konnten oder nicht besser getan haben und bedan-ke mich noch einmal bei allen, die in einer für uns alle nicht einfachen Zeit ein hohes Maß an Verständnis, Menschlichkeit und Fürsorge gezeigt haben.

Danke! Euer Gerhard